F5 Langfristige Perspektiven für medizinisches Personal

Ein entscheidender Engpass im Management der Corona-Pandemie ist das Personal. So können an vielen Standorten nicht alle Betten belegt werden, weil Personal fehlt [1].

Jens Spahn hat bereits vor der Corona-Krise wichtige Akzente gesetzt, um die Situation von Pflegekräften zu verbessern. So gibt es schon seit 2018/2019 eine Personaluntergrenzenverordnung [2] die eine Mindestanzahl an Pflegekräften pro Patienten vorschreibt und damit die Pflegekräfte aus der Fallpauschale in die Kostendeckung zurückzieht. Dies muss lobenswert erwähnt werden, hier hat Minister Spahn gute Arbeit geleistet, aber das ganze reicht noch nicht. Auch der bereits existierende Mindestlohn [3] in der Pflege reicht nicht. Jens Spahn erwähnt richtigerweise, dass Pfleger die Macht hätten [4] bessere Löhne durchzusetzen, indem sie sich besser organisieren und streiken. Dabei vergisst der Minister aber, dass es sich bei Pflegekräften oft um Menschen handelt die eine hohe Verträglichkeit haben und daher Konflikte scheuen außerdem ein hohe soziale Verantwortung für die Patienten empfinden und dementsprechend nicht streiken werden. Wir fordern daher einen anderen Ansatz.

Die Krise wird auf dem Rücken von Krankenpflegern, Krankenplegehelfern und Ärzten ausgetragen. Es ist schwierig mehr Menschen für eine Tätigkeit als Pfleger oder Pflegehelfer zu motivieren, ohne nicht signifikant die Entlohnung zu erhöhen. Wir fordern, statt Applaus oder alberne Image-Kampagnen [5] ein Gesetz über Berufe von Nationaler Wichtigkeit welches die Krankenpflege und Krankenpflegehilfe als Tätigkeiten nationaler Wichtigkeit festsetzt. In diesem Rahmen sollte ein Mindestlohn festlegt werden, der doppelt so hoch wie der aktuelle Durchschnittslohn ist. Das bedeutet:

  • 22 Euro brutto für Krankenpflegehelfer (statt aktuell Durchschnittslohn von 11 Euro [6]),
  • 33 Euro brutto für Krankenpfleger (statt aktuell Durchschnittslohn von 16,4 Euro [6])

Es kann nicht angehen das aktuell Krankenpfleger und Krankenpflegehelfer in Armut leben und in der Rente von Armut betroffen sein werden, obwohl das Wohlergehen der Gesellschaft von ihnen abhängt.

Die hier vorgeschlagenen Gehaltserhöhungen führen bei 433.240 in Vollzeit angestellten und 413.979 in Teilzeit angestellten Krankenhelfern und Krankenpflegern zu vollkswirtschaftlichen Mehrausgaben von jährlich 22 Milliarden Euro [7]. Zum Vergleich: die Bundesregierung rechnet allein für die Novemberhilfen für die Betriebe in EINEM MONAT mit Ausgaben für Bundeshilfen von 15 Milliarden Euro [8]. Mit dem Geld für EINEN der 5 Wintermonate, in denen wir starke Einschränkungen sehen werden, könnte man also fast schon unsere Forderung vollständig erreichen.

In Deutschland gibt es zu wenig Studienplätze für die Humanmedizin. Dies wird einerseits durch die extrem hohen Zulassungvoraussetzungen ersichtlich welche entweder einen Numerus Clausus (NC) von 1,0 oder zusätzlich das extrem gute Bestehen bei Einstufungstests erfordert, andererseits anhand der Tatsache dass die Bundesrepublik Deutschland pro Einwohner weniger Studienplätze als der OECD-Durchschnittswert hat [9]. Wir fordern daher, die Forderung des Deutschen Ärztetages umzusetzen: die Schaffung von 6000 zusätzlichen Studienplätzen pro Jahrgang [10].

Bibliography

[1] Merkur, “Triage Sachsen,” [Online]. Available: https://www.merkur.de/welt/triage-corona-sachsen-deutschland-klinik-krankenhaus-tote-abweisung-entscheidung-aktuell-zr-90133080.html.
[2] Bundesministerium für Gesundheit, “Personaluntergrenzen,” [Online]. Available: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/personaluntergrenzen.html.
[3] Deutsches Medizinrechenzentrum, “Der Mindestlohn in der Pflegebranche,” [Online]. Available: https://www.dmrz.de/wissen/news/anhebung-mindestlohn-in-der-pflege-ist-nicht-gleich-pflegemindestlohn.
[4] T. Jung, “Jung und Naiv Folge 492, Jens Spahn,” [Online]. Available: https://www.youtube.com/watch?v=HpkaFUqwyhg&t=80s.
[5] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, “Ehrenpflegas Folge 1,” [Online]. Available: https://www.youtube.com/watch?v=UTfzX03z4r4 .
[6] “Rechnung: 1.946/(365/7/12)/40 und 2.852/(365/7/12)/40,” [Online]. Available: https://www.praktischarzt.de/medizinische-berufe/gesundheits-und-krankenpflegehelfer-gehalt/#verdienst-als-gesundheits-und-krankenpflegehelfer-in-im-vergleich-mit-anderen-berufen.
[7] Bundesagentur für Arbeit, “Beschäftigte nach Berufen,” Gesamtkostenberechnung des Gehalts. Teilzeitkräfte werden approximativ als halbe Stelle gerechnet. Berechnung: https://www.wolframalpha.com/input/?i=%28473340%2B413979*1%2F2%29*%28713913%2F887319+%2B+173406%2F887319*22%2F33%29*2852*12, März 2020. [Online]. Available: https://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/Detail/202003/iiia6/beschaeftigung-sozbe-bo-heft/bo-heft-d-0-202003-xlsx.xlsx?__blob=publicationFile&v=1.
[8] Bundesregierung Deutschland, “Konferenz Regierungschefs 25. November 2020,” [Online]. Available: https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/aktuelles/videoschaltkonferenz-der-bundeskanzlerin-mit-den-regierungschefinnen-und-regierungschefs-der-laender-am-25-november-2020-1820110.
[9] [Online]. Available: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6706/umfrage/entwicklung-der-anzahl-der-medizinstudenten/?fbclid=IwAR0zgjAuybeCphfduPX9JTacXkDN9Kahjr-1b1QApxlmq7rm9D-4cnh_nGQ.
[10] [Online]. Available: https://www.aerzteblatt.de/archiv/198054/Zukunft-des-Medizinstudiums-6-000-neue-Studienplaetze.